Kurios, chaotischer Kantersieg

Zu aller-erst: Mit 5:1 wurde der AFC Frangart am luftig, kühlen Samstagabend in der Sportzone von Rungg durch unsere 11 erledigt. Alles schön und gut. Denn allein der tollkühne Auftritt unserer Truppe hätte jetzt einen mehrseitigen Artikel verdient, wäre da nicht der sehr geschätzte Herr Schiedsrichter gewesen, welcher uns durch seine ausgefallene, fast schon groteske Darbietung, gewaltig die Show zu stehlen wusste. Der Bericht, des sich unter den Zuschauern befindlichen Schiedsrichter-Beobachters des VSS dürfte nur ungleich kürzer ausfallen. Zu den Einzelheiten kommen wir jetzt.
Hinein ins Spiel: Das Spiel begann eigentlich wie jedes andere. Vorsichtiges abtasten und vereinzelte Fehlpässe in den Anfangsminuten, wie bei einem Blind Date, versuchte man sich ein erstes Bild seines Gegenübers zu erstellen. Die Schüchternheit wurde nach 10 Minuten in Form von Manuel Walter abgelegt, da er durch einen schönen Lochpass seinen Mitspieler Andreas Kofler genial auf die Reise Richtung gegnerisches Tor schickte. Gerade als dieser im Strafraum völlig alleinstehend einchecken wollte, wurde ein gegnerischer Verteidiger bei ihm vorstellig, welcher ihn von hinten wegsenste. Erste Zuneigung war nun signalisiert und von jetzt an funkte es gewaltig. Denn ein Mitbuhler in gelb-schwarz trat nun erstmals in Erscheinung. Schleppend bewegte er sich in Richtung des Geschehens und zeigte regelkonform auf den Punkt. Seine rechte Hand griff wohlüberlegt hinein in seiner Gesäßtasche mit dem Gedanken, den fälligen roten Karton zu zücken. Als dieser nach einer gefühlten halben Minute dem Sünder immer noch nicht vor die Nase gehalten wurde, war wohl jedem klar, dass jetzt gleich ein gewaltiger Vogel abgeschossen wird. „I hon sie in dr Kabine vrgessn!!“, so sein Wortlaut. Kein Scherz? Nein, kein Scherz! Der Klassiker-Spruch: „Schiedsrichter, hosch die Kartlen vrgessn“, den es ja des Öfteren aus den Zuschauerreihen gibt, wird nicht länger ein Mythos bleiben.
Mit 11 gegen 11 ging es also weiter, denn in die Kabine zu laufen um die Karten zu holen war dem feinen Herrn dann doch etwas zu umständlich. So blieben die Kärtchen bis zur Pause in der warmen Kabine gut aufgehoben.
Ach ja, der Elfmeter. Diesen verwandelte Abwehrstratege Guadagnini mit seinem fast schon unendlichen Schatz an Erfahrung sicher ins linke Eck (13.). Anschließend übernahm Frangart die Initiative. Besonders die hohen Bälle in unsere Spielhälfte stellten unsere Viererkette (mit Piger, Ranigler, Walter, Guadagnini – die vielleicht physisch Zwergwüchsigste der gesamten Meisterschaft) vor ungewohnte Schwierigkeiten. Mit einer Portion Glück gelang es uns diese kurze Drangperiode der Frangartner schadlos zu überstehen. Der Unparteiische blieb dabei ein stetiger Unruheherd, da er sich von Reklamationen und Zwischenrufen seitens der Spieler leicht beeinflussen ließ. Kurz vor der Halbzeit, das 2:0 für uns. Nach einem Eckball von rechts kam der Ball über mehrere Zwischenstationen zu Manuel Walter, dessen abgefälschter Rechtsschuss sich auf skurrile Weise über den Torhüter ins rechte Toreck senkte (41.). Eine spektakuläre Halbzeit, in der es überraschenderweise nicht eine rote- oder gelbe Karte gab, ging somit zu Ende.
Im zweiten Spielabschnitt waren erst wenige Minuten gespielt, da kam unseren Spielern der soeben erst verdaute Pausentee fast wieder hoch. Ein gegnerischer Stürmer hob plötzlich, ohne die geringste Berührung von Ranigler, im Strafraum auf spektakulärste Weise ab. Der Schiedsrichter war von der Pirouette derart angetan, sodass er diese mit einer 9,5 bewertete und mit einem Elfmeter beschenkte. Das Geschenk wurde allerdings dankend abgelehnt, denn den Strafstoß setzte man über das von Zelger gehütete Tor (49.). Das Spiel blieb also weiterhin ein absoluter Hingucker, und als der Schiedsrichter mit stolzgeschwellter Brust plötzlich die gelbe Karte für Guadagnini und einen Gegenspieler nach einem kleinen Disput zückte, staunte manch einer nicht schlecht.
Chancen gab es in der Folge auf beiden Seiten, wobei unsere Mannschaft den stets gefährlicheren Eindruck machte. Mit seinem geschätzten zwanzigsten Torschuss in dieser Saison sorgte der mittlerweile zu Kultstatus erlangte Andreas Anrather in Minute 67. für die Entscheidung und gleichermaßen für sein längst überfälliges 1. Saisontor. Nachdem der gegnerische Torhüter seinen eigenen Mitspieler angeschossen hatte, stand „Gonzo“ mit seiner einmaligen Kaltschnäuzigkeit goldrichtig und brachte den Ball im leeren Gehäuse unter. Nun ging es Schlag auf Schlag. Das 4:0 durch Andreas Kofler nach schöner Vorarbeit des nimmermüden Roland Terzer war überaus sehenswert (83.). Die Bitte unsererseits die Sportzone Rungg in „Sportzone Andreas Kofler“ umzuwidmen wird derzeit von der Gemeindeverwaltung von Eppan auf Rechtlichkeit und wirtschaftliche Rentabilität geprüft (da er wie bereits in Spiel 1. erwähnt dort besonders gern trifft). Kurz darauf schrillte es erneut Elfmeter für den Gegner. Nach einem indirekten Freistoß aus knapp 5 Metern Torentfernung reklamierte der AFC Frangart lautstark auf Handelfmeter. Einspruch stattgegeben. Elfmeter verwandelt – „nur noch“ 1:4 aus Sicht des Gegners (86.). Den Schlussstrich unter das turbulente Spiel setzte der kurz zuvor eingewechselte Schwarz, welcher vom ebenfalls eingewechselten Schweiggl auf Mittelfeldhöhe mustergültig in Szene gesetzt wurde und nach einem Sprint über das halbe Spielfeld vor dem Torhüter (überraschend) die Nerven behielt (89.). Die Messe war gelesen.

Aufstellung:
Zelger, Piger, Ranigler, Walter, Guadagnini, Gallmetzer, Daum (ab 78. Schwarz), Kofler (ab 86. Peer), Anrather (ab 73. Zwerger), Terzer, Pfaffstaller (ab 65. Schweiggl)
Trainer: Gruber Stefan
Torschützen: 0:1 Guadagnini (13. min), 0:2 Walter (41. min), 0:3 Anrather (67.min), 0:4 Kofler (83. min), 1:5 Schwarz (89. min)
Besonderes Vorkommnis: Trainer Gruber Stefan wird vom Schiedsrichter des Feldes verwiesen, weil er nach dem zweiten gegebenen Elfmeter für Frangart die Leistung des Unparteiischen lautstark infrage stellte (86.min).