Als die Spieler des ASC Sarntal an jenem Freitagabend in der Sportbar von Margreid ihr finales Feierabend-Bierchen runter-zischen, ist es mittlerweile verdammt spät geworden. Die Begegnung zwischen Weinstrasse Süd B und dem ASC Sarntal ist seit geschlagenen anderthalb Stunden Geschichte. Ein unbehaglicher Hochnebel hat sich seit dem Spielende über den Margreider Sportplatz gelegt. Es liegt eine schaurige – ungemütliche Stimmung in der kühlen Spätherbst-Luft. In der Kabine unserer Mannschaft – es brennt noch Licht. Plötzlich – die Tür öffnet sich. Die gesamte Mannschaft mitsamt Trainer marschiert im Gänsemarsch nochmalig aufs Spielfeld. In den Augen der Männer: pure Entschlossenheit, aber auch eine Spur Angst, denn niemand weiß genau was ihn in der düsteren Finsternis der Nacht nun erwartet. Jeder einzelne – bewaffnet mit einem harten Knüppel in der rechten und einer Taschenlampe in der linken Hand. Denn man ist auf der Suche! Auf der Suche? Nach was? Fragen, welche sich zu diesem Zeitpunkt wohl jede Person stellt, welche das rege Treiben auf dem Rasen als Ausstehender irgendwie beobachten darf. Um es jetzt nicht unnötig in die Länge zu ziehen; man ist auf der Suche nach einem mysteriösen Heimgespenst, welches sich seit einigen Wochen am Sportplatz von Margreid eingenistet hat. Dieses verfluchte Gespenst ist inzwischen für drei Heimniederlagen in Folge verantwortlich. Eine Pleitenserie, die mit dem 1:2 gegen Sarntal ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Doch es scheint so als sei die Mannschaft wild entschlossen dem unsichtbaren Wesen denn Garaus zu blasen. Denn wie schon in den 90 Minuten zuvor, zeigt die Mannschaft auch jetzt beim Geister „jagen“ vollsten Einsatz. Es geht drunter und drüber. Wann immer auch nur der leiseste Verdacht herrscht, dass man dem Gespenst auf der Spur ist, werden die Knüppel geschwungen. Teilweise wird selbst vor eigenen Mitspielern nicht Halt genommen und man brät sich die Stöcke gegenseitig über die Rübe. Lange Rede, kurzer Sinn. Es ist uns letztendlich an diesem Abend trotz aller Anstrengung nicht gelungen das Heimgespenst zu vertreiben, weshalb es uns bis zu unserem nächsten Heimsieg (hoffentlich schon in zwei Wochen) erhalten bleiben wird.*
Und nun kommen wir (endlich) zum Spiel: Unsere Gäste aus dem schönen Sarntal legten sofort los wie die Feuerwehr. Mit einer aggressiven und schnellen Spielweise konnte man als neutraler Beobachter relativ rasch erkennen, warum man es mit einer Mannschaft aus den ganz vorderen Regionen der Tabelle zu tun hatte. Besonders mit dem flinken, linken Flügelspieler der Sarner hatte man zu Beginn große Schwierigkeiten. Der Bursche war so was von schnell. So gelang es ihm in den ersten Minuten zwei- drei mal gefährliche Aktionen für seine Mannschaft zu erspielen, die jedoch zum Glück alle samt ungenutzt blieben. Nach so etwa 10. Minuten hatte sich unsere Truppe auf den Gegner bestens eingestellt und es entwickelte sich fortan eine leidenschaftliche, hart umkämpfte Partie. Unsere erste dickere Tormöglichkeit erarbeitete sich Armin Vontavon, welcher sich über links in den Strafraum tankte, um mit einem Schuss in die vom Torwart versperrte kurze Ecke zu scheitern (22.). Auch wenn in der Folge auf beiden Seiten die ganz großen Strafraumaktionen fehlten, denn Zuschauern wurde auf Grund der immens hohen Intensität und Schnelligkeit des Spiels, nie auch nur ansatzweise Langweilig. Der schnelle „Usain Bolt“ aus dem Sarntal konnte mittlerweile von unserem rechten Außenverteidiger Maoro Gretter, aufgrund seines intelligenten Stellungsspieles, ganz gut im Zaum gehalten werden. Nicht gehalten werden, konnte dagegen ein indirektes Freistoß-Geschoss aus knapp 25 Metern, welches uns in Minute 32. ins Hintertreffen brachte. Wie ein Strich setzte sich der präzise Hammer unhaltbar für unsere Nr.1 Harald Zelger ins linke untere Toreck. Doch unsere 11 zeigte sich nur kurz geschockt, denn der Ausgleichstreffer durch Joachim Paoli ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem sich Vontavon an der rechten Strafraumkante mittels eines Doppelpasses mit Ranigler gegen zwei Verteidiger durchsetzen konnte, passte er zur Mitte, wo Paoli mit einem strammen Schuss aus 8 Metern ins lange, linke Eck vollstreckte(38.). Ein sehenswerter und verdienter Treffer. Bis zum Pausenpfiff blieb das Spiel nach wie vor spannend, ohne das sich eine Mannschaft noch eine bessere Abschlussmöglichkeit erspielen konnte. Während des Pausentees hatten die Zuschauer endlich Zeit, denn ein oder Anderen „Sarner-Witz“ untereinander auszutauschen. Kleine Kostprobe gefällig: „Mei Frau betriag mi“, klagt der Sarner Luis einem Freund sein Leid. „Hosche Beweise?“ will dieser wissen. „Joa, heint in der Fria isch se hoamkemmen und hot behauptet, sie hat die Nocht bei ihrer Schwester verbrocht. Sell stimmt obr net, weil bei der sem wor i.“
Im zweiten Spielabschnitt gelang es unserer Mannschaft nun immer mehr das Ruder an sich zu reißen, es schien so als wären die Gäste mittlerweile mit einem Unentschieden zufrieden. Besonders die Mittelfeldachse um Terzer, Gallmetzer und Paoli diktierte fortan das Spielgeschehen und gab nun die Schlagzahl vor. In Minute 55. wusste Klaus Gallmetzer den starken Gästetorhüter mit einem Distanzschuss zu prüfen. Die Führung für unsere Truppe lag in der Luft. Doch waren es die gnadenlos effektiven Sarner, was in Minute 69. wiederum nach einem indirekten Freistoß in Führung gingen. Der hohe Ball senkte sich in den Strafraum, wo ein gegnerischer Spieler ungestört seinen Schlappen hinhielt und dem Ball damit die nötige Richtungsänderung geben konnte. Wie schon in Halbzeit 1. zeigten wir uns erneut nicht lange geschockt und man erspielte sich weiter gute Möglichkeiten. Die Beste davon vergab unsere Nr.19 Andreas Anrather mit seinem ersten Ballkontakt. Nachdem sich der unermüdliche Vontavon zum wiederholten male über die linke Seite durchsetzen konnte, spielte er einen Idealpass in die Mitte, wo „Gonzo“ mit seinem von sich selbst Gold lackierten rechten Holzfuß aus 2 Metern Torentfernung nur den Pfosten traf (77.). Wenn da nicht einer mit seinem Gedanken schon beim Fc. Südtirol war, welcher dem Verein Gerüchten zufolge bereits ein niederes zweistelliges Angebot für unser Sturmjuwel unterbreitet hat.
In den letzten 10. Minuter drängten unsre Jungs unermüdlich weiter auf den Ausgleich und man warf nun alles nach vorne, so scheiterte selbst Innenverteidiger Guadagnini nachdem er im gegnerischen 16er zum Nachschuss kam am Sarner Schlußmann (85.). Schlussendlich blieb es bei der unglücklichen 1:2 Niederlage gegen einen effizienten, aber keinesfalls besseren Gegner.
*Einleitung entspricht nicht ganz der Realität;
Aufstellung:
Zelger, Piger (ab 75. Kofler), Gretter, Guadagnini, Casal, Gallmetzer, Ranigler (ab 75. Anrather), Daum (ab 64. Terzer Patrick), Vontavon, Terzer Roland, Paoli
Trainer: Gruber Stefan
Torschützen: 1:1 Paoli (38 min.)